23 Feb 2013


Thomas Weger · 2012

Progressive avantgardistische moderne Kunst und Texte für eine gerechte und schönere Welt.
Portraits und Landschaften im Kampf gegen Hypokrisie und Verblendung - zwischen Lyrik und Realismus.

22 Feb 2013

GALERIE THOMAS WEGER

Das Leben hat so an sich, das Vorhersehbare nicht eintreten zu lassen und sich vom Ungewollten gefangen zu nehmen.

21 Feb 2013


DEU · Kunst als geistige Schöpfung wird zur Verpflichtung politischer Einmischung gegen eine imperial manipulierte Welt. Harmonie und kreative Unrast bilden die Grundlage eines konstruktiven Weges.
Der Berg verwandelt sich zur Ebene - der Fluss umarmt das Meer. Das Licht der Sonne blendet die letzten künstlichen Schatten. Die Hypertension der Welt endet in zeitloser Pathologie. Die reine Wissenschaft kostet vom Becher der Kunst.

ENG · Art as mental creation becomes an obligation of political intervention against an imperial manipulated world. Harmony and creative restlessness constitute the basis of a constructive way.
The mountain turns into plain - the river embraces the sea. The light of the sun dazzles the last artificial shadows. The hypertension of the world ends up in timeless pathology. The pure science gets a taste of the cup of art.

RUS · ИСКУССТВО КАК СОЗИДАНИЕ МЫСЛИ СТАНОВИТЬСЯ ИНСТРУМЕНТОМ ВОЗДЕЙСТВУЮЩЕМ ПРОТИВ ПОЛИТИКИ МАНИПУЛИРУЮЩЕЙ МИРОМ .ГАРМОНИЯ И РОЖДАЮЩИЕСЯ СОМНЕНИЯ ФОРМИРУЮТ БАЗУ ДОРОГИ СОЗИДАНИЯ.
ГОРЫ ПРЕВРАЩАЮТЬСЯ В РАВНИНЫ - РЕКИ ОБНИМАЮТ МОРЕ, СВЕТ СОЛНЦА ОСВЕЩАЕТ ТЕНИ ЛЖИ. ВОЗБУЖДЕННЫЙ МИР ЗАКАНЧИВАЕТЬСЯ БЕЗКОНЕЧНОЙ ПОТОЛОГИЕЙ.ЧИСТАЯ МУДРОСТЬ РОЖДАЕТЬСЯ ИЗ ИССКУССТВА.

ESP · Arte como creación mental se convierte en una obligación de una intervención política contra un mundo manipulado imperialmente. Harmonía e inquietud creativa forman la base de un camino constructivo.
La montaña se transforma en el llano - el rio abraza el mar. La luz del sol deslumbra las últimas sombras artificiales. La hipertensión del mundo finaliza en una patología intemporal. La ciencia pura prueba del cáliz del arte.

CAT · Art com creació mental es converteix en una obligació d'una intervenció política contra un món manipulat imperialment. Harmonia i inquietut creativa formen la base d'un camí constructiu.
La muntanya es transforma en la plana - el riu abraça el mar. La llum del sol enlluerna les últimes ombres artificials. La hipertensió del món finalitza en una patología sense temps. La ciència pura prova del calze de l'art.

20 Feb 2013


Bildgröße · Image Size · Tamaño de los Cuadros: 80 x 120


Stalin

Saddam Hussein


Palestine




















Nietos de Loli




















El Cogul

America Latina

Storm


Deluge


19 Feb 2013










 







                                                                                                 Carmen

18 Feb 2013


















                                                                                                            Baghdad 2003

17 Feb 2013

Robert

Hurricane
Desert



















La Cloaca de Bush

Iraq


Uruk


Pipeline

16 Feb 2013

Saints of Justice · Heilige der gerechten Sache · святых правосудия · Santos de la Justicia · Sants de la Justícia · Eng · Deu · Rus · Esp · Cat ··· Stained Glass!

15 Feb 2013



14 Feb 2013



20 Jan 2013

NEUE TEXTE · 2009 - 2010












1 · WORTREVISIONISMUS



In der täglichen Selbstgenügsamkeit und arroganten Selbstgefälligkeit haben sich die modernen Menschen daran gewöhnt, nur noch all das nachzuplappern, was die herrschende Oligarchie und ihre Medienbüttel als vermeintliche Wahrheiten vorgeben. Noch immer wird in das · Goldene Horn · der bewussten Verdummung geblasen. Begriffe werden zwar nicht mehr geleugnet, Klassengegensätze nicht mehr infrage gestellt, dem anderen ab und an in heuchlerischer Dünkelhaftigkeit ein Kopfnicken zugestanden. Dabei ist die Sache für sich betrachtet einfach in ihrer Analyse. Der bekannte Imperialismus wird zum Globalismus erklärt ̶ Freiheitskämpfer treten als Terroristen auf ̶ der Planet unterteilt sich in mehrere Welten ̶ nur modern auftretende Völker bilden also Staaten, andere hingegen bleiben als Stämme in kolonialer Abhängigkeit und Begriffsverklärung gefangen. Die Welt wird bewusst in Erste, Zweite, Dritte und gar Vierte Welt unterteilt. Schon allein das ist ein Affront gegen jegliche Vernunft. Es gibt nur eine Welt und keine Überwelten Unterwelten oder gar Zwischenwelten wie auf dem Kreuzfahrtschiff mit Unterdeck, Überdeck oder Zwischendeck. B. Travens altes rostiges Totenschiff zieht seine Bahn durch die wilde Meeresbrandung anachronistischer Seelenverkäufer. Der Kapitalist möchte gerne in seiner Welt leben und braucht die anderen nur zum Ausplündern. Als ob seine Welt die beste aller Welten wäre! Ja schon diese Art der Klassifizierung ist bewusste Abgrenzung und wird sogar von vermeintlich progressiven Kräften nachgeplappert. Absatzmärkte und Rohstoffe bestimmen die Tagesordnung vieler Länder, sowie Trusts und Kartelle aller multinationalen Banditen, die die Möglichkeit besitzen, andere Völker auf dieser Erde zu unterdrücken. Der Imperialismus ̶ als höchste Stufe des Kapitalismus, verkommt zu einer großen Seifenblase und nichtssagenden Worthülse und verliert seine dämonische Bedeutung durch den Begriff der Globalisierung. Jeder wird dabei bewusst im angestaubten Spinnennetz der Vermarktungsglobalisierung gefangen. Alle gehören wir zusammen. Die Welt wird kleingeredet ̶ die Entfernungen nur noch in Flugstunden berechnet. Die Kriege mutieren zu Friedensmissionen, sowie einst christliche Kirchenmissionare sich zum Büttel der jeweils herrschenden Clique machten. Freiheitskämpfer werden als Terroristen bezeichnet ̶ ihre Vertreter und Organisationen eben nur zu irregeleiteten Rebellen, Freischärlern oder Aufständischen degradiert. Freie und volksdemokratisch gewählte Regierungen bekommen den Makel der Diktatur- oder Regimeverballhornung. Die Chauvinisten, Revanchisten und Vaterlandsmanipulanten grinsen süffisant in jeder billigen Werbereklame ihrer eigenen Verdummungsmedien.

Hinter all diesen semantischen und verlogenen Worthülsen steckt eben mehr als nur eine bewusste Verschleierungs- und Verdummungsmaschinerie. Wer bewusst in dieser manipulierten Ignoranz festgehalten wird, ist auch bereit in Kriege zu ziehen, die er persönlich nicht mehr begreift oder braucht. Der total abgewirtschaftete US-zionistische Weltimperialismus mit seiner nimmersatten Kapitalakkumulation ̶ ob in New York, Paris, London, Frankfurt oder Tokio ̶ treibt den Planeten bewusst an den Abgrund seines Bestehens. Noch sind überladene Supermärkte und neue High-Tech-Anstalten nicht in der Lage, andere Planeten im unendlichen Universum der menschlichen Einfalt, Eitelkeiten und Träume als letzte Notquartiere für die wenigen auserwählten Spinner und Vertreter der geheim gehaltenen dekadenten Bilderberg-Aristokratie, des Council on Foreign Relations oder der Trilaterale bis Japan hin zu beherbergen. All diese Rockefeller, Herzel, Bush, Blair, Howard, Obama, Cameron, Berlusconi, Sarkozy oder andere nie erwähnte kryptische Verschleierungskünstler machen ihrem pathogenen Vorbild und Ziehvater Machiavelli heute mehr denn je alle ekelhafte Ehre sowie Schande. Doch was ist der Auslöser dieser unrechtmäßigen Bereicherungsmöglichkeiten einiger weniger „Erleuchteter” und der fortdauernden Bekämpfung der unterdrückten und so versklavten Menschheit?
Bevor im Jahre 2003 die 48 Staaten der „Coalition of the Willings”, auch besser bekannt als Bande der: Räuber, Betrüger, Frauen- und Kindermörder, in den Irak einfielen, gab es in diesem Land nur Bürger der Irakischen Republik. Heute spricht der Invasor von: Sunniten, Schiiten, Christen, Turkmenen oder Kurden und anderen Unterbegriffen pseudo-wissenschaftlicher Analyse. Das Land soll nicht nur auf dem Papier geteilt werden, wie einst die Briten Kuwait dem Irak entrissen hatten, die endgültigen Grenzen von 1922 zugunsten der Ölmultis festlegten und ein Lakaienregime installierten. Schon damals wurde das überstrapazierte: Divide et Impera gebraucht. Jugoslawien hatte Jahre zuvor das gleiche Schicksal erfahren. Kroaten und Serben sprechen die gleiche Sprache. Familien sind miteinander verwandt und verschwägert, und dennoch griff wieder einmal der deutsche Neofaschistenarm der nimmersatten Begierde nach dem brennenden Balkan. Mehrere endlose Bürgerkriege wurden entfesselt. Noch unter dem faden und drögen Kaffee-Sachsen Hans-Dietrich Genscher mit CIA, Mossad und anderen feisten Konsorten ließ man die Völker Jugoslawiens ins eigene Verderben laufen. Im Namen von Demokratie und Menschheitsbefreiung sollten die sich dann gegenseitig die Köpfe einschlagen. Die neue Republik Serbien ist wichtig für den geplanten Durchgangsknotenpunkt der zukünftigen Gaspipelines nach Westeuropa und die Portemonnaies der permanent korrupten Finanzmafia. Die Tragödie und die dreiste Arroganz von 1999 sind bestens bekannt mit der anschließenden Entführung des legitimen Präsidenten Serbiens Slobodan Milosěvić und seines Kabinetts nach Den Haag. Der Feind wird dämonisiert, dann kriminalisiert und durch den Dreck willfähriger Medienbüttel gezogen!
In Afghanistan versteht mehr als die Hälfte der dort lebenden Menschen die Historie ihres Landes leider nur als Krieg, Armut und westliche Unterdrückung. Paschtunen, Usbeken, Turkmenen und andere Völker entlegener Berge werden zu Stämmen degradiert. Der frisch eingeseifte linke, grüne oder „progressive” Pudel springt dem Stöckchen noch hinterher und plappert dann anschließend den Verkehrsmüll eifrig nach. Die ranzige Kolonialklassifizierung wird auch heute noch beibehalten. Es handelt sich bei den Völkern in den fernen abgelegen Bergen eben nur um Stämme, mit ihren Stammesfehden und den Dorf-Chefs als ihren „Stammeshäuptlingen”. Kleine europäische Nationen und Völker im reaktionären Baltikum, im zu flachen Dänemark oder menschenleeren Island, ob im reichen Katalonien oder geteilten Baskenland, und noch andere Minoritäten bilden Staaten. Sie sind christlich-jüdisch demokratisiert und bekommen den Aufkleber mit Gütesiegel, dass sie Völker und kultiviert sind. Afrikaner, Asiaten, Südseeinsulaner, Latinos und noch andere Menschen, die die westlich orientierte Ignoranz nicht verstehen will und kann, sind die ewigen Untermenschen ̶ Untertanen, die zu Stämmen deklassifiziert werden. Die Tradition der kolonialen Ungerechtigkeit wird dabei bewusst beibehalten. Eben wie gehabt: Ihr da unten ̶ wir hier oben! Ein wahres Volk ist nun mal entwickelt ̶ ein Staat ist heute modern. Ein Stamm in seiner Tradition gefangen ̶ von vorgestern, lebt halt wie die Neandertaler noch in feuchten dunklen Höhlen.
Bei der Bombardierung von Bagram durch die faschistoide NATO im Jahre 2001 dachte man dabei wohl an die ersten Höhlenmenschen von Les Eixes. Frankreich als ehemalige und neue Kolonialmacht in Afrika und Ostasien lässt grüßen. Auch kleine Völker haben ihr Recht auf Anerkennung und humane Würde. So haben sich die Irokesen im Nordosten der USA bereits 1722 zu einer unabhängigen: Nation der Sechs Völker vereinigt. Ihre Zahl beträgt heute nicht einmal mehr als 100.000 Mitglieder, die in sechs Untervölker aufgeteilt sind. Doch viel wichtiger als Zahl oder Größe ist die Tatsache, dass sich diese Ureinwohner und ersten echten Amerikaner als Nation begreifen und verstehen. Sie sind also ein Volk und kein kolonialistisch klassifiziert abwertender Stamm. Wer Respekt für sich und seine eigenen Belange sucht und erwartet, kann dem anderen nur auf gleicher Augenhöhe begegnen. Dazu gehört eben ̶ und vor allem eben auch die Termination: Volk, Nation und nicht Stamm! Abgesehen davon ist diese Bezeichnung wissenschaftlicher Unsinn, der noch bewusst in den Köpfen des modernen Establishments herumgeistert. Friedrich Engels hat das bereits vor mehr als hundert Jahren angeprangert, also in der Anfangsphase des entfesselten und menschenverachtenden Weltimperialismus angelsächsischer Prägung, als noch Schwarzafrikaner wie Wildtiere in europäischen Zoos ausgestellt wurden in: Berlin, London, Paris, Barcelona! Selbst die Inuit im Norden Kanadas und in Grönland nennen sich einfach nur Menschen! Das soll ja was heißen ̶ oder?
Permanenter semantischer Begriffsunsinn sowie eine bewusste Verdummungsarroganz werden heute dabei auf allen Sektoren der Telekommunikation und Presse zu ungeahnten Auswüchsen aufgebaut. Kryptofaschisten und selbst ernannte Heilsdemokraten bemächtigen sich der Sprachen dieser Welt. Schon allein die Tatsache, dass nicht einmal die Griechen im Altertum vor mehr als 3000 Jahren ihre viel gepriesene Demokratie gerecht angewandt hatten, wird heute leider gerne vergessen. Nur sogenannte freie Bürger, Männer und Patrizier kamen in den Genuss der Demokratie. Griechenlands gepriesene Staatengemeinschaft von Athen bis Sparta war eine feste Sklavenhalterordnung. Erst mit den Suffragetten, also der Frauenbewegung, bekamen die Frauen 1919 wenigstens in den USA und 1928 in Großbritannien das Wahlrecht zugesprochen. Die Ureinwohner Nordamerikas mussten bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges auf ihr angestammtes Wahlrecht warten! Auch so eine Art der Diskriminierung und der bewussten Unterdrückung von Minoritäten. Der viel gepriesene Demokratiebegriff hat sich heute so oder so überholt, weil er sich an korrupte und hypokritische Rechtsnormen klammert. Dem Volk bleibt nur die enge Wahl, alle vier Jahre einen der wenigen auserwählten Millionärskandidaten zu bestimmen wie in den USA!
Viel wichtiger und auch gerechter sind die neuen Volksdemokratien und ihre Präsidenten, die direkt vom Volk gewählt werden mit ihren Volksversammlungen bei entsprechendem Bedarf. Als Beispiel sei nur die neue gerechte sowie positive und progressive Entwicklung in Südamerika erwähnt mit ihren Präsidenten Chávez, Corea, Morales oder auch Castro als Vorreiter gegen Imperialismus und Neokolonialismus. Wer jetzt nicht engstirnig denkt, wird merken, dass die Historie recht behält! Das Leben des normalen Menschen ist nun mal zu kurz bemessen, als dass man versuchen sollte, die Vertreter der herrschenden Klasse von der Wahrheit zu überzeugen. Die Wahrheit ist ihnen sehr wohl bekannt und so auch die Gegensätze der Klassengesellschaft, die sie doch nur für ihre Interessen manipulieren. Viel wichtiger und auch effizienter hingegen ist es, Gleichgesinnte und Opfer des Systems zu finden und für den Befreiungskampf zu motivieren. Man könnte ja auch meinen: Die Perlen vor die Säue zu werfen ist reine Zeitverschwendung. Ignoriere den Feind, wenn er dich nicht gerade physisch vernichten will, und mache darum dein eigenes alternatives Ding!
Feststellend kann mit Bestimmtheit gesagt werden: Imperialismus wird heute als Globalisierung beschönigt. Echte Volksdemokratie dann mit Diktatur gleichgesetzt. Westliche Demokratie bringt Frieden! Staaten und ihre Völker müssen christlich-jüdischer Historie entspringen, um vielleicht gerecht und überhaupt demokratisch genannt werden zu dürfen. Verbrecherische Militäreinsätze in fremden Teilen unseres Planeten und vor allem die permanent-kriminellen Okkupationen ganzer Völker und Länder sind einfache Friedensmissionen. Andersgläubige sind nur Rebellen, Sympathisanten des bekannten Terrorismus, Freischärler oder eben nur halbe Erfindungen westlicher Wortakrobatik. Der Demokrat hat einen frei gewählten Präsidenten und eine richtige Regierung. Hingegen der Mensch in den armen und neokolonialisierten Ländern dieser Erde wird doch nur von Regimen beglückt!
Soviel semantisch-geistigem Schwachsinn, verbunden mit den ewig gleichen Worthülsen und Massenmedien, muss einfach entgegengewirkt werden, damit unsere so arg malträtierte Erde und all ihre armen Kreaturen noch am · Jüngsten Tag · wenigstens das allerletzte Licht der verblassenden Sonne im faden Nebel des endlosen Atombombenschleiers auf der faltigen Haut erkennen.






2 · DER TUNNEL (Teil 1)

Sie hatten sich bereits 35 Meter vorgearbeitet, und noch immer war kein Ende abzusehen. Der Winter war schon ins Land eingezogen, und Weihnachten sollte es nun soweit sein. Bereits ein Jahr war seit der erzwungenen Trennung vergangen. In dieser Zeit hatten sie um Hilfe gebeten ̶ unzählige öffentliche Stellen und Ämter aufgesucht ̶ internationale Arbeit betrieben. Anfangs war man noch höflich zu ihnen, obwohl sich auch so manch ein Rambo-Typ in das anstehende Projekt einklinken wollte. Wo eben süßer billiger Honig ist, da kommen die Bienen in großen Schwärmen angeflogen. Hier jedoch war mehr von aufdringlichen Schmeißfliegen die Rede. Jedenfalls hatte alles nichts genützt. Nach Monaten des flehentlichen Bemühens und der Selbstaufgabe blieb nur die eine richtige Lösung, diese schwierige Sache in die eigene Hand zu nehmen und dann das geplante Tunnelprojekt zu realisieren.

Aus Sicherheitsgründen und der technischen Überlegung heraus gruben sie sich unter der Erde nicht in gerader Strecke voran, sondern mussten im mühseligen Zick-Zack-Verlauf die harte Unterminierung angehen. Hierdurch verging leider zu viel Zeit. Die Nervenfasern lagen mehr als einmal blank, und als dann sogar noch am 17. Tag ein unvorhergesehener aber erschrockener Besucher auftauchte, da war endgültig der Entschluss gefasst:
Wir müssen uns bewaffnen! Frau und Kind warten auf der anderen Seite der Mauer. Es war jetzt kein Spiel mehr.

Die Revanchisten und aus den Katakomben emporgestiegenen Kriegstreiber hatten mit der Zerstörung des Staates gedroht ̶ das so friedliche neue Deutschland sollte nicht wieder zur Ruhe kommen. Der entfesselte Monopolkapitalismus fraß sich erneut in die Gehirne der armen Menschen ein. Vom Faschismus endlich befreit, gipfelte nun alles im Demokratiegeblöke der frisch-gebackenen Zyniker. 1961 trennte nicht nur Familien, sondern der gute alte Lenin musste wieder einmal neu begriffen und neu angewandt werden, auch wenn das zur Stunde keiner wahrhaben wollte:

Zwei Schritte vor ̶ ein Schritt zurück!
Häufig war es aber auch umgekehrt, und das Hemd war so manch einem verdummten Zeitgenossen näher als die Hose. Sicher ̶ auch die standhaftesten Kämpfer für eine gerechte Welt in Frieden und echtem Sozialismus waren der härtesten Prüfung ihres Lebens unterzogen. Wer wollte jetzt noch über Politik reden? Das konnte und musste später nachgeholt werden.
Tagelang hatten sie nicht mehr vernünftig geschlafen. Billigste Schnellverpflegung moderte zwischen angehäuftem Tunnelaushub, menschlicher Notdurft und den melancholischen Gedanken an eine Sehnsucht, die nur der versteht, der selbst am Rande des Abgrunds steht. Wer will schon in das Loch des Trostes springen, wenn nur ausgemachte Heuchler das Sprungtuch halten!
Es fehlte aber nicht mehr viel bis zum entscheidenden Tag. Der irakische Freund und Bruder in Geist und Tat hatte die Wartenden und auch die Zweifler auf der anderen Seite des · Antiimperialistischen Schutzwalls · noch rechtzeitig für die bevorstehende Flucht unterweisen können, und so musste auch er für seine zähe Standhaftigkeit einstehen. Tagelange Polizeiverhöre in Ost-Berlin sollten ihn brechen und die Sache verraten. Das geheime Stück Papier hatte er vorher noch schnell in den Mund gesteckt und heruntergeschluckt. Vielleicht gaben sie ihm deshalb kein Wasser, und die Lippen quollen zu rissigem trockenen Reibesand auf.
Es ist halt die Tragik der Geschichte, dass aufrichtige Menschen ans Holzkreuz kommen und andere Lumpen noch ihren schnöden und überdrehten Hollywood-Film vermarkten können. Nach mehreren langen Tagen und noch dunkleren Nächten hinter Schloss und rostigem Riegel konnte Rasoul wieder in den Westen ausreisen.

Das Gewehr lag im Anschlag ̶ der ahnungslose Posten zwischen Kimme und Korn. Sollte abgedrückt werden, oder vielleicht doch nicht? Ja würde der ahnungslose junge Wachsoldat gar das erste Opfer sein?
Mit dem Instinkt des erfahrenen Snipers und der Kühle eines Menschen, der hier im Recht ist, überwachte der Schütze die Situation zur bevorstehenden Flucht. Die letzten Wochen und harten körperlichen Anstrengungen hatten die Truppe ausgelaugt. Die tiefen Schmerzen im wunden Körper wurden durch den pochenden Druck im Gehirn nur betäubt. Der Schmerz erstickt den Schmerz ̶ der angestrengte Blick ins Leere durchbricht die Wand ̶ Sekunden sind noch in ihrem kalten Morgentau verklebt.

Mit den letzten Spatenstichen fiel der leichte märkische Sand der Decke auf die Köpfe der im Tunnel grabenden Gruppe. Einzelne vermoderte Knochenreste längst vergangener Zeiten und vergessener Beerdigungen trübten den Blick nach oben herauf. Ein guter halber Meter trennte noch die im Wege liegende Leiche in ihrem verfaulten stinkenden Friedhofssarg von einer erneuten ungewollten Reinkarnation. Dann ging alles schneller als erwartet. Der Tunnel war gegraben ̶ die Öffnung nach oben hin vorbereitet, und schon sprang der Erste aus der Reihe heraus, um hinter dem alten Grabstein Deckung zu suchen. Das Friedhofsgelände hatte sich als idealer Fluchtort erwiesen. Es lag etwas Schnee auf den Steinen, und die Hände zitterten in der Kälte. Die Frauen und ihre Kinder waren innerhalb eines kurzen Augenblicks in den feuchten Eingeweiden der Erde verschwunden. Mit der Angst im Nacken und dem Stolz in der Seele krochen alle den endlosen Tunnel entlang. Endlos waren die Sekunden und auch Minuten, die den zerberstenden Kopf zu einem mit Fluch beladenen Stundenbrei zerreiben wollten. Nach vorne und hinten heraus wurden sie von den Männern geschützt. Die vielen Taschenlampen wiesen den Weg. Alles war gut abgestützt und gesichert. Es ging von einer schmalen Kurve in die nächste Ecke. Der Schock ließ keine Zeit für lähmende Gefühle. Alle fünf Sinne konzentrierten sich auf diesen Moment.
Mit den Kindern in den Armen ging es dem Ausgang entgegen. Sandkörner brannten in den Augen ̶ die Kehlen waren trocken   ̶ das Herz wollte in der Brust zerreißen. Jeder einzelne Meter klebte wie kaltes Blei an den gefrorenen Waden. Ein stolpernder Schritt folgte dem nächsten Anfall unterdrückten Keuchens. Die Beine versanken im Boden und wollten sich nicht vom leichten Sickerwasser trennen. Die Knie waren aufgeschlagen und die nackte Angst trommelte an die wunde Blasenwand. Die tote Zeit klebte wie hart-verbrannter Gummi an der Stundenuhr. Schatten der Vergangenheit huschten durch die Gehirnwindungen. Ein erster kalter Nebelwind trieb bereits in Mund, Augen und Nase.
Doch dann  ̶  es war vollbracht   ̶  das andere Ende des Tunnels erreicht ̶ die Wiedervereinigung der Familien zu einem guten und schönen Abschluss gekommen. Die angespannten Muskeln erschlafften und ließen endlich den wunden Schmerz fühlen. Es war der Schmerz ihrer größten gemeinsamen Leistung   ̶  die verloren geglaubte Seele der Überlebenden!
Was hatten sie hinter sich gelassen ̶ was sollte die Zukunft bringen, wenn es eine solche gab? In diesen Augenblicken der Pein und Verzweiflung zählte nur das höchste Gut des Menschen, und das war allein die Liebe ̶ die Frau und das Kind. Das war aber auch der Bruder aus dem Irak ̶ die Marter des ewigen Enkidus und der gemeinsame Weg mit seinem Gilgamesch.


... Und als er in das Loch sprang, so sprang auch dieser, um es ihm gleich zu tun.

... Und als er zum zweiten Male in das Loch sprang, so fragte ihn wieder nicht der andere und sprang in das Loch, um es ihm noch einmal gleich zu tun.

... Und als er erneut in das Loch sprang, so fragte jener dann auch beim dritten Male nicht, warum er vor ihm gesprungen war und sprang erneut in das Loch.
Keine Fragen und auch keine Antworten   ̶  allein der Freund bleibt der Freund!